15.10.2022 // 14 Uhr // Schlossgarten OS: Schwurbler! Aufruf zum Gegenprotest und Einordnung der Redner*innen

Kommt der Herbst mit dem erwartend Anstieg der Corona-Fallzahlen, dreht auch die verschwörerische Szene wieder auf. Am heutigen Samstag (15.10.22) ab 14 Uhr im Schlossgarten triff sich der rechtsoffene bis rechtsradikale Zusammenschluss aus COVID-Leugner*innen, Impfgegner*innen und sog. pro-russischen Friedensbewegung. Wir, das Offene Antifaschistische Café Osnabrück, rufen alle engagierten Menschen in und um Osnabrück auf sich dieser Bewegung entgegenzustellen!

Den Teilnehmer*innen der verschwörerischen Demo geht es nicht um eine realitätsnahe Kritik an den Coronamaßnahmen oder einen Friedensprozess im russischen Invasionskrieg in die Ukraine. Es geht ihnen darum komplexe Sachverhalte auf ein verschwörerisches Minimum zu projizieren. Gewollt oder nicht reproduzieren sie dabei nicht nur antisemitische sondern häufig auch rassistische motivierte Verschwörungsideologien – mit tödlichen Folgen für die bereits geschwächten Menschen in der Gesellschaft und die projizierten Gesellschaftsgruppen. Eine echte Kritik findet an anderer Stelle statt: z.B. beim Osnabrücker Bündnis gegen die Preissteigerungen.

Neben gewohnt widersprüchlichen Forderungen und grafisch-herausgeforderten Flyern haben sich die Schwurbler*innen heute ein Quartett vernebelter Menschen und Möchtegern-Volksverhetzer*innen eingeladen: den erfolglosen Partysänger Björn Winter (aka Björn Banane), Intensivkrankenschwester Sabrina Kollmorgen, Pianist Arne Schmitt und Thomas Brauner („Busfahrer Thomas“). Eine kurze Einordnung.

Björn Winter/Banane ist der ideologische Stammhalter Attila Hildmanns. Nachdem dieser 2021 seine Autokorsos des Irrationalismus wegen Flucht in die Türkei einstellen musste, Setzte sich Winter an die Spitze der motorisierten Leugner*innen. Widerholt viel er durch antisemitisch-codierte und NS-relativierende Aussagen auf. Winter schreit dabei gerne laute, emotionalisierende „Hits“ der diverser Verschwörungserzählungen ins Mikrofon. Der „Great Reset“ ist dabei ein besonderes Steckenpferd von Winter – eine antisemitische Verschwörungsideologie, nach der „Globale Finanzeliten“ COVID-19 platziert hätten um, soweit so langweilig, eine neue Weltordnung zu installieren. Der „Great Reset“ setzte teilweise das „Great Replacement“ (man ersetze COVID durch Geflüchtete) als treibendes Verschwörungsnarrativ ab. Diese Verhetzungen verarbeitet Winter ebenfalls in seinen Liedern bspw. Die Wahrheit oder Rote Linie. Hier zeigt sich auch der für die Szene typische „Antifaschisten sind die wahren Faschisten“ Duktus. Winter sieht sich von Gegendemonstranten zu unrecht in die Rechte Ecke und die Nähe zur AfD gestellt – mit denen er dann zusammen mit Arne Schmitt und Sabrina Kollmann gerne demonstriert. Getroffene Hunde usw.

Sabrina Kollmorgen ist ehemalige Intensivkrankschwester aus Berlin, wo sie 2021 bei der Berlin Wahl für die Schwurblerkleinstpartei „dieBasis“ [sic] antrat. Kollmorgen verlor nach eigenen Angaben ihren Job, da sie die Impfungen verweigerte. Sie dient den Maßnahmengegner*innen als legitimierende Stimme „vom Fach“ die vor allem Narrative der „experimentellen Substanzen“ in Bezug auf die COVID Impfstoffe und der „entspannten Lage“ in den Krankenhäusern und Intensivstationen vorantreibt und untermauert. Sie gibt sich als rettender Engel, der sich – nach eigenen Angaben – über Besuchsverbote und Maskenpflichten in den Krankenhäusern hinwegsetzte und – sofern das stimmt – nicht nur ihre Patient*innen, sondern auch deren Angehörige gefährdete. Sie relativiert konstant  die Folgen der Corona-Pandemie, in dem diverse Varianten des „Corona ist nur eine Grippe“, „Denkt doch mal einer an die Kinder“ und „Es sind schon immer Menschen gestorben“-Narratives pusht. Weil es aber nicht ohne Antisemitismus geht, ordnet Kollmorgen alle Maßnahmen mit „-terror“-Suffix auch in ein „globales Terrorsystem“ ein und schließt damit ebenfalls an die „Great Reset“-Ideologie an. Besonders ekelhaft ist daneben die ebenfalls von ihr propagierte Vereinnahmung des Abtreibungsrechts- und Selbstbestimmung-Slogans „My Body, my choice“.

Arne Schmitt ist „Querdenker“ der ersten Stunde. Bereits im Dezember 2020 setzte der Straßenmusiker aus Hagen (nicht a.TW.) sein Musikinstrument dazu ein in Berlin Polizeiabsperrungen zu durchbrechen. Vor der Pandemie zog der Pianist mit seinem Project pianoacrosstheworld durch diverse Länder, um Straßenkonzerte zu geben. Heute tourt er vornehmlich durch deutsche Städte, um bei den Maßnahmenprotesten zu klimpern bzw. sein Klavier als Rammbock einzusetzen. Der sich auf seinem Telegramkanal „Piano“ nennende Schmitt tritt sonst eher als Anmelder und Begleitperson auf. Im Gegensatz zu Winter und Brauner produzierter er weniger Hetzerisches Material, verteilt aber deren Äußerungen über seinen Kanal fleißig.

Thomas Brauner aka „Busfahrer Thomas“ ist von Anfang an dabei. Brauner verlor seinen Job als Busfahrer in Thüringen, nachdem er von ihm zu transportierende Schulkinder drangsalierte ihre Masken in seine Bus abzunehmen. Seitdem ist der Bus fester Bestandteil seiner Persönlichkeit geworden. Nachdem er seine Beförderungserlaubnis verlor, setzte sich Brauner in inszenierten Videos immer wieder hinters Steuer und bot den fiktiven Fahrgästen eine Befreiung von der Maske an. Den Bus musste jedoch immer jemand anderes zum Drehort fahren. Brauner gibt neben dem Busfahrenden Befreier auch gerne den kleinen Mann der von „denen da oben“ immer nur hinters Licht geführt wird und springt dann direkt in verschwörerische Erklärungsmuster. Er ruft seine Follower gerne dazu auf Impfbusse aus der Stadt zu jagen und hat auch sonst wenig überraschendes Material. „Busfahrer Thomas“ bedient sich auch vorzugsweise einer Rhetorik, welche die Coronamaßnahmen mit den Ermächtigungsgesetzen der Nationalsozialisten gleichsetzt und über eine Gleichschaltung der Medien sinniert.

Winter, Schmitt und Brauner schieben sich auf ihren Telegramkanälen gegenseitig gerne die Follower zu, die dann mit den gleichen Content bespielt werden.